„Die Rhetorik soll das Vermögen sein, bei jeglichem das in Erwägung zu ziehen, was als glaubwürdig akzeptiert wird.“

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Jessica Jorgas

Kommunikations- und Leadership Beraterin und Creative Director

– Aristoteles

Vor über 2500 Jahren hat ein kluger Mann diesen klugen Satz gesagt. Und er hat ihn aufgeschrieben. Unser Glück. 

Denn was damals galt, das gilt noch heute. Wieso? Diese Frage hören wir in unseren Kommunikations- und Leadership Trainings immer wieder.  

Damals stand die europäische Gesellschaft an einer großen Wegscheide: Das erste Mal in unserer Geschichte entwickelte sich eine Demokratie – in Athen. Zugegebenermaßen eine recht unfaire, betrachtet man die Tatsache, dass ausschließlich reiche, alte Männer an ihr teil hatten. Und trotzdem war es eine revolutionäre Entwicklung. Denn zum allerersten Mal entschied nicht mehr das Wort des Schwertes darüber, wer gewinnt, sondern die Macht des Wortes. Derjenige, der in der öffentlichen Rede überzeugte, dem „das Volk“ (bzw. der Teil, der als Bürger anerkannt war) Glauben schenkte, war mächtig.

Es ist kein Zufall, dass just zu dieser Zeit ein Werk entstand, das die Grundlage einer bis heutzutage grundlegenden Disziplin wurde: Die Rhetorik. Auf über 2000 Seiten schreibt Aristoteles darin nieder, was es braucht, um ein guter Redner zu sein – d.h. um glaubwürdig zu sein.

Aristoteles schreibt, die Kunst der freien Rede begründe sich auf drei wesentlichen Säulen:

  1. Logos λόγος: Das Argument.
    Das Argument ist der Inhalt des Gesagten. Es ist das „Was?“ eines jeden Auftritts und jeglichen Handelns.

  2. Pathos πάθος: Die Emotionen. 
    Die Emotionen, sind das „Wie?“: Nicht nur beim Publikum werden sie hervorgerufen, sondern auch bei der/dem Redner*in selbst. Das Gesagte muss verkörpert und gemeint werden. 
  3. Ethos ἦθος: Der Charakter. 
    Der Charakter eines Redners – oder einer Rednerin – ist der wesentliche Schlüssel für Erfolg. Nur wenn wir für etwas stehen, eine Haltung, Philosophie und Werte haben, wird uns geglaubt. Es ist das „Warum?“ eines jeden Handelns.  

Was hat das mit uns heute zu tun?  

Auch wir befinden uns an einer Wegscheide – gesellschaftlich und natürlich kommunikativ. Digitale Medien verändern unsere Gesellschaft und die Art, wie wir miteinander kommunizieren so wesentlich, wie es damals die attische Demokratie in der europäischen Kultur getan hat. Heutzutage ist es nicht immer die große Agora, auf dem wir als Redner für oder gegen den Krieg gegen Sparta argumentieren. Es sind die vielen kleinen Bühnen, auf die wir uns täglich begeben: Die Social Media Kanäle, Teammeetings, Pitches oder Mitarbeitergespräche. 

Sie wollen daran arbeiten, in diesen Situationen glaubwürdiger zu werden? Sie möchten authentisch sein und auch als solches wahrgenommen werden? Das wird Ihnen nie gelingen, wenn Sie es nicht schaffen, die drei Säulen der Rhetorik zu vereinen. Denn schon Aristoteles wusste: Form und Inhalt müssen eine Einheit bilden. Das galt in der attischen polis und das gilt auch heute noch in unserer überfrachteten Kommunikationslandschaft.  

Hier sind drei Wege, um die drei Säulen der Rhetorik umzusetzen: 

  1. Logos λόγος: Das Argument.
    Überlegen sie sich genau, was Kritiker*innen Ihnen entgegenbringen könnten. Schließen Sie Contra-Argumente in Ihre Argumentation mit ein.
  2. Pathos πάθος: Die Emotionen. 
    Üben Sie sich in Emotionaler Kompetenz. Nehmen Sie Ihre Gefühle wahr und achten Sie darauf, emotional zu kommunizieren. 
  3. Ethos ἦθος: Der Charakter. 
    Machen Sie sich klar, wofür Sie diesen Auftritt, das Gespräch und Ihren Job machen. Was sind Ihre Werte? Wofür stehen Sie? Und wie können Sie das umsetzen und sichtbar machen? Eine klare Haltung ist der Schlüssel zur Glaubwürdigkeit. 

Wir bei Stahlmedien sind davon überzeugt: Aristoteles‘ Rhetorik ist eine bis heute geltende Grundlage für Erfolg, ob in der Kommunikation oder als glaubwürdige Führungskraft. Der Weg dorthin verläuft nicht immer linear – er schlägt Kurven und dreht sich auch mal im Kreis. Bleiben Sie im Gespräch und gehen Sie ihn weiter! Es lohnt sich. 

Quelle Foto: Kaio hfd

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