„Es hört doch jeder nur, was er versteht“

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Jessica Jorgas

Kommunikations- und Leadership Beraterin und Creative Director

Blogpost 09/20: „Es hört doch jeder nur, was er versteht“

– Johann Wolfgang von Goethe


Was hat das Zitat mit Stahlmedien zu tun? War Goethe Politik- und CEO-Berater? Ja. 

Seine kluge Maxime benutze ich gern, um Minister*innen und Vorständen, Führungskräften und Manager*innen zu erklären, worauf es bei jeder Rede, jedem Statement und jedem Interview ankommt:

Die drei Rhetorik-Schlüssel zum Erfolg: 

1. Nicht, was ich sage, ist entscheidend, sondern, was mein Publikum hört.

2. Es geht aber nicht darum, zu sagen, was andere hören wollen, sondern so zu formulieren, dass andere hören können, was ich sagen will.

3. Damit mein Gegenüber mich verstehen kann, muss ich zuerst mein Gegenüber verstehen.

Es handelt sich definitiv um einen meiner persönlichen Top 5 der kommunikativen Missverständnisse, die mir in den letzten 15 Jahren als CEO Berater immer wieder begegnet:

Wir sind so mit der Ausgestaltung der „perfekten Botschaft“ beschäftigt, dass wir völlig vergessen, dass wir sie übersetzen müssen. Unser Gegenüber, egal ob Wahlvolk oder Personalversammlung, Medien oder Netz Community, wird unsere Botschaften immer radikal filtern – durchs Kaffeesieb seiner Erfahrungen, Einstellungen, Vorurteile und Zweifel.

Und egal, was wir zu sagen haben. Wenn wir verstanden werden wollen, müssen wir uns auf das Gegenüber einlassen. Wir müssen erstmal zuhören. Bevor wir selber reden. Wir müssen erst verstehen wollen. Bevor wir selbst verstanden werden können. 

Der Anfang jedes wirksamen Narrativs beginnt mit der Überlegung, woran sich die Menschen, denen wir (von uns) erzählen, erinnern sollen. Und was wir andersherum wollen, was die Menschen über uns weitererzählen.

Hier kommen wir ins Spiel. Und mit uns die zentralen Fragen: 

„Wie können wir uns in unserer durch-digitalisierten und polyphonen Höher-Schneller-Weiter-Welt überhaupt noch Gehör verschaffen?  Wie dringen wir mit unseren Angeboten und Ideen durch? Und wie kommen wir auf ein kommunikatives Level, auf dem uns die Leute freiwillig und gern zuhören, selbst wenn wir das Gegenteil von dem sagen, was sie eigentlich hatten hören wollen?“

Denn wenn wir so formulieren, dass unser Publikum hört, was es verstehen kann, wie es der Top CEO-Berater des 19. Jahrhunderts, Johann Wolfgang von Goethe vorformulierte, dann werden auch unangenehme Botschaften zu einer Win-win-Situation für beide Seiten.

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